PROJEKT

Stampflehmwand
Stampflehmwand

Den Dreh raushaben, den Nagel auf den Kopf treffen, etwas mit links machen - das sind alltägliche Umschreibungen für Könnerschaft im Handwerk...

Im Zentrum des interdisziplinären Forschungsprojektes www.handwerksstolz.de steht die Frage, welchen Beitrag solcherlei Könnerschaft zur Lebenszufriedenheit leistet. Das Kooperationsprojekt zwischen Kulturanthropologie und Volkswirtschaftslehre basiert auf der These, dass erfahrungsbasiertes Können nicht nur für technische Innovation, sondern ebenso für individuelle Erfüllung ("Glück") maßgeblich ist. Handwerkswirtschaft fußt wesentlich auf diesen Grundlagen, konfrontiert im gesellschaftlichen Diskurs allerdings aktuell vielfältige Herausforderungen und Defizitnarrative.

Basierend auf einer bereits durchgeführten Befragung zur Arbeits- und Lebenszufriedenheit im Handwerk in Deutschland wird dieses Projekt mittels Verknüpfung von kulturanthropologischer und volkswirtschaftlicher Forschung sowie engem Austausch mit Praxispartnern aus der niedersächsischen Handwerkswirtschaft fundierte quantitative und qualitative Selbstäußerungen von Handwerkerinnen und Handwerkern zu Arbeits- und Lebenszufriedenheit in den öffentlichen Diskurs einbringen, um einen Beitrag zur Justierung der gesellschaftlichen Wertschätzung von Handwerksberufen und zur Zukunftsfähigkeit dieses bedeutenden Wirtschaftsbereiches zu leisten.

Hintergrund unserer Forschung


Handwerkliches Können hält nach Richard Sennett zwei emotionale Belohnungen für den Erwerb von Fähigkeiten bereit: eine Verankerung in der greifbaren Realität und Stolz auf die geleistete Arbeit. Während die Befriedigung, die im Kontext von Freizeit aus reparierenden, heimwerkelnden Tätigkeiten erwachsen kann, häufig beschrieben wurde und in der Do it yourself-Bewegung auch ideologische Unterfütterung findet, können sich in den Gesellschaften des Globalen Nordens seit Jahrzehnten zunehmend weniger Arbeitnehmer vorstellen, ihre Zukunft im Handwerk zu finden. Wohlfahrtsstaaten auf dem Weg in postindustrielle Arbeitsarrangements betonen im Bereich der Berufswahl Akademisierung als Grundlage besseren Verdienstes, was viele Arbeitsbereiche, die für den Erhalt einer guten staatlichen und internationalen Infrastruktur notwendig sind, nicht mitdenkt.

Die kulturanthropologische Feldforschung im Kontext des BMBF-geförderten Projektes "Objekte der Könner" hat viele Hinweise auf diesen Zusammenhang von Lebenszufriedenheit und handwerklicher Arbeit in den beforschten Handwerkszweigen des Orgelbaus und des Lehmbaus aufgedeckt. Die ökonomische Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass nicht nur materielle Dinge von Bedeutung sind, sondern dass insbesondere die Lebenszufriedenheit eine große Bedeutung für das Individuum hat. In diesem Sinne wird das subjektive Wohlbefinden auch als mögliches alternatives Wohlfahrtsmaß diskutiert. Im Zuge dieser Diskussionen wurde in den letzten Jahren auch die Rolle der Arbeit und insbesondere die Identifikation mit dieser weiter untersucht. Das Handwerk selber könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen, das Wohlbefinden zu steigern, da sich handwerkliche Tätigkeit in vielen Aspekten von anderer Arbeit unterscheidet. Insbesondere die Möglichkeit, das Ergebnis der eigenen Arbeit zu sehen, etwas mit den Händen zu schaffen und die sozialen Aspekte dieses Berufsfeldes scheinen einen großen Einfluss auf Menschen zu haben.

Diese unterschiedlichen disziplinären Zugänge haben wir in dem Umfrageprojekt "Handwerksstolz.de - Glücksforschung im Handwerk" zur Synthese gebracht. Die interdisziplinär entwickelte quantitative Umfrage, die von Dezember 2017 bis März 2018 in Kooperation mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks durchgeführt wird, vertieft verschiedene Aspekte von Arbeit im Berufsfeld "Handwerk". Neben der Untersuchung der Auswirkungen händischer Tätigkeit und Fähigkeit auf die Lebenszufriedenheit bietet der Fragebogen die Möglichkeit, einzelne Facetten der handwerklichen Tätigkeit zu analysieren und genauer zu fragen, welche Faktoren zur Arbeitszufriedenheit im Handwerk einen Beitrag leisten.

©Ann-Kathrin Blankenberg
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